HIF1-GESCH ICHTE(N)
FIR M E N G E SC H IC K TE N
HIFI
AUS
DEUTSCHLAND-WEG
Dual,Thorens, Revox, Braun .
.. HiFi in deutschenWohnzimmern stammte an-
no 1973 überwiegend aus Deutschland und aus der benachbarten Schweiz.
Was ist aus diesen Firmen geworden?
BRAUN
Für manchen waren sie mehr Kunstobjekt als HiFi-Gerätschaft:
Braun stand, wie kein zweiter Hersteller, für innovatives Design. In ei-
ner Zeit, da die „Musiktruhe“ in deutschen Wohnzimmern den Ton
angab, traute sich Braun-Designer Hans Gugelot, die Technik unter
einem transparenten Deckel sichtbar werden zu lassen, statt sie wie
üblich hinter wuchtigen Holzwänden zu verstecken. Der berühmte
„Schneewittchensarg“ ist heute im Museum of Modern Arts zu be-
wundern. In der HiFi-Szene hatten vor allem die Braun-Lautsprecher
einen exzellenten Ruf. Doch Rasierapparate machten mittlerweile
den größeren Umsatz, und so wird Braun 1967 an den amerikani-
schen Gillette-Konzern verkauft. In den Siebziger- und Acht/.igerjah-
ren feiern die flachen Braun-Komponenten, von Designer Dieter
Rams gestaltet, Welterfolge. 1981 geht der HiFi-Bereich an die Firma
Analog 8t Digital Systems (ads), die schließlich den Namen Braun
nicht mehr verwenden darf. Von nun an ging’s bergab: 1990 lief, als
letzter Gruß an die Fans, die „Last Edition“ vom Band. In einer Anzei-
genserie verabschiedet sich Braun: „Wir danken für Ihr Interesse“.
Das Schwarzwälder Familienunternehmen, mit Plattenspielern groß
und bekannt geworden, mauserte sich schon in den Siebzigern zum
Vollsortimenter - mit Receivern, Tonbandgeräten, Cassettendecks,
Lautsprechern, etc. Doch Anfang der Achtziger, als die gesamte Bran-
che kriselte, musste Dual Insolvenz anmelden und wurde 1982 an die
französische Thomson-Gruppe verkauft - die sich aber schon nach
wenigen Jahren wieder von der Marke trennte. Schneider in Türk-
heim erwarb die Plattenspieler-Sparte - für alle anderen Produkte
gingen die Namensrechte an der Marke Dual an Karstadt. Heute klebt
Karstadt den einst klangvollen Namen Dual auf Billigprodukte wie
etwa einen 70-Euro-DVD-Player. Schneiderbietet nach wie vor Plat-
tenspieler unter dem Namen Dual an, zum Beispiel den zur IFA neu
eingeführten CS-505-4 für 400 Euro.
GRUNDIG
Was mit dem berühmten „Heinzelmann“-Radiobausatz begann,
wurde zu einer der größten Erfolgsgeschichten der Wirtschaftswun-
derjahre. Doch Ende der Siebziger ergeht es Grundig nicht besser als
den Mitbewerbern, die nicht selbst über Schlüsseltechnologien ver-
fügen: Firmengründer Max Grundig muss die Kooperation mit den
ganz Großen suchen. 1979 steigt der niederländische Philips-Kon-
zern mit 25 Prozent bei Grundig ein, und 1984 übernimmt er nach ei-
ner weiteren Kapitalaufstockung die unternehmerische Führung.
Richtig erholt hat sich Grundig dennoch nicht. Schließlich verkauft
Philips seine Anteile, Antennen-Spezialist Kathrein übernimmt die
Mehrheit und sucht vergeblich nach einem „strategischen Partner“.
Nicht mal ein Käufer für das Gesamtunternehmen lässt sich finden,
und so wird Grundig nun in seine Einzelteile zerlegt, die Filetstücke
verkauft, und vom Rest werden wohl nur noch der Markenname und
der Vertrieb erhalten bleiben. Max Grundig muss das alles nicht mehr
miterleben: Er starb 1990.
KLEIN + HUMMEL
Ursprünglich hatte das Unternehmen mit HiFi-Geräten begonnen,
doch schon bald die Studiotechnik als zweites Standbein entdeckt.
Mit seinen Abhörlautsprechern avancierte Klein+Hummel gar zum
Hoflieferanten der ARD-Anstalten. In den Sechzigern ging K+H eine
Vertriebspartnerschaft mit SABA ein, die K+H-Produkte unter dem
Namen „Telewatt“ ins Programm nahmen und so einem größeren
Publikum bekannt machten. Davon profitierte Klein+Hummel, auch
als es seine Produkte wieder selbst vertrieb. Auf dem Höhepunkt sei-
ner HiFi-Entwicklung brachte K+H Geräte wie den legendären
UKW-Tuner FM 2002 hervor-entwickelt von Reinhard Wieschhoff.
Das war 1977. Wegen des zunehmenden Konkurrenzdrucks aus
Fernost verabschiedete sich Klein+Hummel 1979 aus der HiFi-Sze-
ne. Heute konzentriert sich das Unternehmen auf Studio- und PA-
Systeme.
Schon in den Vierzigern hatte Willi Studer sein erstes Tonbandgerät
gebaut und damit rasch in der Studio-Branche Fuß gefasst. Die
berühmtesten Alben der Geschichte, etwa „Sgt. Pepper“ von den Be-
atles, wurden auf Studer-Maschinen eingespielt. Unter der Marke
„Revox“ bot Studer halbprofessionelle Geräte an. Doch erst Anfang
der Siebziger konnten sich weite Bevölkerungskreise „eine Revox“
24
30 JAHRE STEREO